Das jährliche Treffen des Pastoralrates der Foursquare Austria Bewegung war geprägt von Gemeinschaft. Im Vordergrund das Wichtigste: Gemeinsam unseren wunderbaren Gott anbeten. Aber auch gemeinsam die Freuden und Herausforderungen der verschiedenen Gemeinden und Dienste teilen. Gemeinsam beten. Gemeinsam essen. Gemeinsam das Budget und andere Haushaltspunkte beschließen. Und – ein großer Teil des Tages – gemeinsam visionieren.
Der ausgezeichnete Visionsinput vom Nationalen Leiter Peter Köttritsch zum Thema „Gemeinsam tragen – gemeinsam leiten: Eine generationsübergreifende Vision“ (siehe unten) bereitete den Weg dafür, dass besonders die “jüngere“ Generation ihre Visionen für ihr Leben, wie auch für ihren Dienst, teilte. Gegenseitige Wertschätzung war an diesem Tag spürbar – die Dankbarkeit der „Jüngeren“, auf den Schultern der „Älteren“ stehen zu dürfen, wie auch die Anerkennung der Visionen und des Feuers der „Jüngeren“ von den „Älteren“. Jeder fühlte sich gesehen, ernst genommen und geschätzt. „Kultur der Ehre“ in der Praxis, also.
Visionsinput:
Gemeinsam tragen – gemeinsam leiten: Eine generationsübergreifende Vision
Einleitung – Der Moment, in dem wir stehen
Ihr Lieben,
ich glaube, wir leben in einer entscheidenden Zeit. Nicht, weil die Welt dunkler geworden ist – sie war immer herausfordernd. Sondern weil Gott etwas Neues in seiner Kirche tut.
Ich sehe, wie in vielen Gemeinden eine neue Generation von Leitern aufsteht – leidenschaftlich, kreativ, ungeduldig nach dem Echten.
Sie wollen keine Show.
Sie wollen Jesus.
Sie wollen Gemeinde, die atmet, liebt, heilt.
Und gleichzeitig sehe ich Leiter, die schon viele Jahre tragen.
Die Wunden kennen.
Die Kämpfe erlebt haben.
Die treu waren, als niemand geklatscht hat.
Desillusioniert und vielleicht auch müde.
Und ich glaube, dass uns der Heilige Geist zuruft:
„Ich will, dass ihr nicht nebeneinander lauft (und schon gar nicht gegeneinander arbeitet) – sondern miteinander.“
1. Die Versuchung der Generationen
Wir müssen ehrlich sein: Zwischen den Generationen gibt es Spannungen.
Die Jungen sagen: „Lasst uns Neues wagen!“
Die Älteren sagen: „Passt auf, dass ihr das Fundament nicht verliert.“
Beide haben Recht.
Und beide brauchen einander.
Die Jungen brauchen die Wurzeln der Älteren.
Die Älteren brauchen das Feuer der Jungen.
Ich denke oft an ein Lagerfeuer.
Wenn du nur Glut hast – bleibt es warm, aber unscheinbar.
Wenn du nur Flammen hast – ist es hell, aber schnell vorbei.
Aber wenn Glut und Flamme zusammenkommen, entsteht etwas, das wärmt, leuchtet und bleibt.
So ist es mit den Generationen in der Leitung.
Wir brauchen das Bleibende und das Brennende.
Ich bin so froh, dass wir beides auch hier im Pastorenkreis haben!
2. Eine neue Art, Leitung zu denken
Ich glaube, Gott ruft uns wieder in Erinnerung, seine Art von Leitung zu verstehen.
Nicht hierarchisch, sondern inklusiv.
Nicht „oben führt unten“, sondern „wir tragen einander“.
Das Prinzip der gegenseitigen Unterordnung kennen wir ja auch aus Eph. 5,21 (Gilt nicht nur für die Ehe!)
Jerry Cook sagte einmal:
„Die Kirche ist kein Ort, wo Menschen ,gemacht’ werden – sie ist eine Familie, in der Menschen wachsen.“
Leitung ist kein Titel, sondern Beziehung. Und wenn wir Beziehung richtig leben, fließt Autorität ganz natürlich.
Das bedeutet:
Die älteren Leiter sind nicht Wächter des Alten, sie sind Gärtner des Neuen.
Und die jüngeren Leiter sind nicht Rebellen, sie sind Söhne und Töchter, die lernen, Verantwortung zu tragen.
Wenn das passiert, entsteht eine Leitungskultur, in der man sich gegenseitig ermutigt statt vergleicht, verbindet statt bewertet, vertraut statt kontrolliert.
3. Die Sprache der Liebe – als Leitungsstil
Wir reden oft über Strategien, Strukturen, Programme.
Aber das Reich Gottes wächst durch eine andere Sprache: Liebe.
Nicht die sentimentale, sondern die, die trägt, auch wenn’s schwierig wird.
Liebe heißt:
– Ich gebe dir Raum, Fehler zu machen.
– Ich höre dir zu, auch wenn ich’s anders sehe.
– Ich glaube an dich, bevor du’s tust. (Den Lehrling machen lassen)
Das ist, was Jesus mit seinen Jüngern gemacht hat.
Er vertraute ihnen Verantwortung an, bevor sie reif waren. Er sah nicht, was sie waren – sondern was sie werden konnten.
Die frühe Kirche hat die damalige Welt buchstäblich auf den Kopf gestellt. Das ist aber noch nicht zu Lebzeiten Jesu auf Erden passiert, sondern erst, nachdem er die Leitung seiner Kirche in die Hände seiner Nachfolger gelegt hat.
Wenn wir das wieder lernen, dann wird unsere Leitung nicht von Angst, sondern von Vertrauen geprägt sein.
4. Was junge Leiter brauchen
Ich möchte kurz zu uns älteren Leitern sprechen:
Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen brauchen nicht perfekte Mentoren, Vorbilder, oder gar Idole.
Sie brauchen ehrliche Menschen, die mit ihnen unterwegs sind.
Sie brauchen Raum zum Probieren.
Und sie brauchen jemanden, der stehen bleibt, wenn’s schiefgeht.
Sie brauchen unsere Geschichten – nicht als Lehrbuch, sondern als Herz-Ermutigung: „Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich bin da. Ich helfe dir, wenn es nötig ist, auch wieder beim Aufräumen.“
Ich habe festgestellt:
Junge Leiter lernen weniger durch Unterricht, sondern mehr durch Nähe. Wenn wir unsere Zeit, unsere Erfahrung, und vor allem unser Herz teilen, dann investieren wir nicht in Projekte, sondern in Erben.
5. Was ältere Leiter brauchen
Und an die jungen Leiter:
Eure älteren Geschwister brauchen etwas von euch.
Wir wünschen uns euren Respekt – nicht als Pflicht, sondern als Anerkennung.
Wir brauchen euer Feuer – denn manchmal haben wir so lange gekämpft, dass die Glut fast erloschen ist.
Wenn ihr mit eurer Leidenschaft kommt, mit eurer Musik, euren Ideen, euren Fragen – dann haltet das Lagerfeuer am Brennen.
Aber bitte mit Demut.
Nicht: „Wir wissen’s besser.“
Sondern: „Lasst uns zusammen hören, was Gott heute sagt.“
6. Eine prophetische Vision von Gemeinschaft
Ich sehe vor meinem inneren Auge Gemeinden, in der Generationen nicht nebeneinander sitzen, sondern miteinander dienen.
Wo junge Leiter predigen –
und ältere Leiter für sie beten und sie anfeuern.
Wo erfahrene Leiter weise sprechen –
und junge Leiter das Gehörte in Bewegung setzen.
Wo es keine „unsere Zeit“ oder „eure Zeit“ gibt,
sondern „seine Zeit“ –
und die ist jetzt.
Das Alte Testament endet damit, dass Gott verspricht, den Propheten Elia zu senden. Von ihm heißt es: „Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern und die Herzen der Kinder ihren Vätern zuwenden.“ (Mal. 3,24) Das gehört somit zur Kultur des Reiches Gottes.
Das Reich Gottes ist nie Generation gegen Generation, sondern Generationen, die sich gegenseitig befruchten und so in Bewegung kommen. Und das ist nicht nur schön – das ist strategisch klug. Denn geistliche Stabilität und Wachstum entsteht nicht durch Uniformität, sondern durch Beziehung.
7. Liebe, Annahme & Vergebung – als Leitungs-DNA
Jerry Cook hat uns drei Worte hinterlassen, die unser Leitungsklima verändern können:
Liebe. Annahme. Vergebung.
Wenn das unsere Leitungs-DNA wird, dann kann Gott durch uns Generationen verbinden.
Liebe sagt: „Ich sehe dich.“
Annahme sagt: „Du darfst hier sein.“
Vergebung sagt: „Wir gehen gemeinsam weiter – trotz allem.“
Und daraus wächst Vertrauen, das stärker ist als Unterschiede und tiefer als Verletzungen.
8. Praktische Schritte
Lasst mich zum Schluss ein paar konkrete Gedanken geben, wie wir diese Vision leben können:
1. Baue Beziehung, bevor du Einfluss suchst.
Geh essen, hör zu, stell Fragen.
2. Fördere junge Leiter bewusst.
Lass sie scheitern – aber nicht allein.
3. Pflege eine Kultur der Ehre.
Sprich gut über andere Leiter, besonders wenn sie nicht da sind.
4. Bleib lernfähig – egal, wie alt du bist.
Der Heilige Geist ist immer aktuell.
5. Denke generationenübergreifend.
Wenn du planst, frage dich: „Wen stärke ich damit – nur meine Generation oder das Ganze?“
Schluss – Eine Einladung
Ich glaube, Gott formt gerade ein neues Bild von geistlicher Leitung.
Nicht jung gegen alt,
nicht Vision gegen Erfahrung,
sondern Feuer und Glut zusammen.
Eine Familie von Leitern, die sich lieben, annehmen, vergeben.
Und ich höre, wie Jesus sagt:
„Daran wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“
Nicht an unserer Organisation, nicht an unserer Technik, oder unseren Programmen,
sondern an unserer Liebe.
Das ist das Zeugnis, das diese Welt braucht.
Und das ist die Vision, die wir gemeinsam tragen dürfen.